Kettwiger Zeitzeichen Nr. 2
Abschnitt 3: Jahrmarkt
von Helmut Wißler
In der Übereinkunft "über die Begründung und Befestigung der Stadt Werden" (sog. Stadtgründungsurkunde vom 24. Juli 1317) zwischen dem Klostervogt Graf Engelbert II. von der Mark und dem Werdener Abt Wilhelm II., wird der Jahrmarkt in Kettwig erstmalig erwähnt:
Ebenso sollen sich diejenigen, die mit dem Abt Geschäfte machen oder die an das Kloster oder an den Abt selbst Zahlungen zu entrichten haben, der Ruhe und Sicherheit erfreuen, was auch für diejenigen gilt, die bei Leichen- und Hochzeitszügen in die Stadt kommen. Dasselbe gilt für jene, die am Samstag oder an den Sonntagen in die Stadt kommen, wie für die, die zu den Kirmessen gehen, gewöhnlich Jahrmarkt genannt, nämlich zu Werden, Kettwig und Bredeney: diese sollen drei Tage vor und drei Tage nach der für die Kirmes festgesetzten Zeit sich der Ruhe und Sicherheit erfreuen (Anm. 1).
Wir wissen nicht, wann der Jahrmarkt in Kettwig gegründet wurde, aber 1317 hat es den Jahrmarkt offensichtlich bereits gegeben, der sogenannte „Marktfriede“ wurde auf drei Tage vor und drei Tage nach der für den Jahrmarkt ursprünglich festgesetzten Zeit, entweder bestätigt oder ausgeweitet.
Jahrmärkte dauerten also mehrere Tage. Während dieser Zeit herrschte der „Marktfriede“, ein für den Jahrmarkt geltendes Recht, das auch auswärtige Besucher mit einbezog, sowie deren Kommen und Gehen.
Jahrmärkte wurden oft an einem kirchlichen Feiertag oder dem Festtag eines im Ort stark verehrten Heiligen gehalten. So nahm z.B. die Äbtissin Theophanu von König Heinrich III. (1039-1056) am 13. Juni 1041 eine Urkunde über den Essener Jahrmarkt entgegen. Dieser jährliche Markt sollte an sechs Tagen stattfinden, nämlich an drei Tagen vor und an drei Tagen nach dem Fest der Heiligen Märtyrer Cosmas und Damian (Anm. 2).
1047 wurde am 5. Dezember in Werden die Nikolauskapelle geweiht. An dem Fest zu Ehren des heiligen Nikolaus hat sich schon früh ein Jahrmarkt in Werden entwickelt.(Anm. 3)
Das Beispiel aus der Urkunde über den Essener Jahrmarkt macht deutlich, dass der eigentliche Jahrmarkt vor und nach dem Feiertag stattfinden sollte. Insgesamt sechs Tage sollte der Jahrmarkt dauern, drei Tage vor dem Festtag und drei Tage nach dem Festtag. Aber was fand an dem eigentlichen Festtag statt?
In einem mittelalterlichen Jahr gab es bis zu über einhundert Sonn- und Feiertage. An diesen Tagen bestand ein kirchliches Arbeitsverbot, gegen das allerdings immer wieder verstoßen wurde. Bauern waren z. B. darauf angewiesen, an Festtagen zu arbeiten, wenn die Witterung günstig war. Wenn nicht gearbeitet wurde, waren die Festtage, ein großer Anziehungspunkt für die Menschen.(Anm. 4)
Es wird so gewesen sein, dass an dem Feiertag, der Mittelpunkt des Jahrmarktes war und von kirchlichen Ritualen (Messen, Prozessionen) bestimmt war, eigentlich kein Handel stattfinden durfte. Man wird den Tag nach Erfüllung der kirchlichen Pflichten zum Feiern und für Vergnügungen genutzt haben. Wie mit dem Arbeitsverbot auf Jahrmärkten konkret umgegangen wurde, ist m.E. nicht überliefert. Vorstellbar ist, dass ähnlich wie die Bauern, auch die Händler und ihre Kunden immer wieder die kirchlichen Anordnungen ignorierten.
In einer Urkunde des Vogts Graf Engelbert III. von der Mark vom 17. September 1372 wurde das Recht des Wein- und Bierausschanks, sowie des Kaufhandels geregelt. Die genannten Privilegien standen nur den Werdener Bürgern innerhalb des Stadtgrabens zu. „Hiervon allein ausgenommen sind Kettwig, innerhalb des Dorfs, und Bredeney, auf der Straße“ heißt es jedoch in der Urkunde.
Leider gibt es keinen konkreten schriftlichen Hinweis auf welchem Platz der Jahrmarkt in Kettwig stattgefunden hat. Was sowieso jeder wusste, wurde nicht erwähnt.
Wenn allerdings der Bierausschank nur innerhalb des Dorfes gestattet war, lag auch der Jahrmarkt innerhalb des Dorfes, da ein Jahrmarkt ohne Bierausschank, sowohl damals wie heute, nicht vorstellbar ist.
Als Platz für den Jahrmarkt kommt m.E. nur der heutige Marktplatz in seiner ursprünglichen Ausdehnung, vom Hexenberg bis zur ehemaligen Kirchhofsmauer und von der Hauptstraße bis zur Kante des später durch eine Mauer befestigten Steilhangs zur Ruhrstraße infrage. Dafür spricht auch, dass, wie bereits erwähnt, der Kauf der entsprechenden Grundstücke 1831 von der Stadt Kettwig damit begründet wurde, dass es sich um den einzigen Platz im Ort handelt, wo Wagen und Karren gewendet werden können.
Der Hinweis von Fritz Flothmann auf Herbergen für „fahrendes Volk“ (Anm. 5) kann ebenfalls in diesem Zusammenhang gesehen werden:
„Das kleine alte Gebäude Ecke Ruhr- und Hauptstraße hieß früher „Im schwarzen Adler“. Hier fand fahrendes Volk, Kesselflicker, Bärenführer usw., Herberge, welchen Ruhm es mit einem Häuschen „Am Stienenberg“, jetzt Essener Straße, zu teilen hatte.“
Das kleine verschieferte Haus Ecke Ruhr- und Hauptstraße(Anm. 6) steht noch heute gegenüber dem Haus „Im Engel“, in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes.
Der Stienenberg war ein ehemals freier Platz auf der Ecke Kaiser- / Corneliusstraße. Hier führte ursprünglich die alte Straße nach Essen aus dem Dorf heraus. Beide Herbergen lagen an schon früh befahrbaren Straßen, damals am Rande des Dorfes, aber der Marktplatz war gut zu erreichen.
Wie an vielen Orten, wurden auch in Kettwig Jahrmarkt und Schützenfest zeitgleich gefeiert. Das Schützenfest wurde Buschkirmes genannt und fand außerhalb des Dorfes am Heistershecken statt(Anm. 7). 1775 werden die Kettwiger Schützen urkundlich erstmals erwähnt, 1847 wird der Schützenplatz Heistershecken vom Schützenverein aufgegeben(Anm. 8).
Der Jahrmarkt in Kettwig wurde „in späterer Zeit“ am Allerheiligentage (1. November) abgehalten, 1414 wird der Fronleichnamstag als Kirmestag genannt. (Anm. 9)
Jahrmarkt und Kirmes stehen hier für die gleiche Veranstaltung, obwohl sich Kirmes ursprünglich nur auf ein Kirchweihfest bezieht.
Bezüglich des Handels und des Markttreibens wurde wenig aufgeschrieben. Aus unserer Region sind mir keine Aufzeichnungen bekannt. Das uns heute besonders interessierende Alltagsleben wurde nicht festgehalten. Wenn wir uns vorstellen wollen, wie ein dörflicher Jahrmarkt in Kettwig ab dem 14. Jhdt. ausgesehen hat, sind wir auf Interpretationen historischer Vorgänge und Entwicklungen angewiesen.
Ausgehend von einer bäuerlichen Gesellschaft im 14. Jhdt. war es sinnvoll, den Jahrmarkt auf den 1. November zu legen. Wenn die Ernte unter Dach und Fach war, hatte man Zeit und, wenn die Ernte ertragreich war, auch Geld zum Kaufen. Der Jahrmarkt an Allerheiligen in Kettwig wird sich ursprünglich an den Bedürfnissen der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung ausgerichtet haben. Mit dem Marktgeschehen, dargestellt auf Bildern der „Alten Meister“ von Märkten europäischer Zentren, wird der Markt in Kettwig wenig gemeinsam gehabt haben.
Angeboten wurden Waren, die nicht selbst herzustellen waren oder die von den Handwerkern im Dorf nicht hergestellt werden konnten.
Wenn wir wissen wollen, welche Handwerker im 14. Jhdt. sich im Territorium der Abtei Werden niedergelassen hatten, also auch in Kettwig tätig gewesen sein könnten, sind die folgenden Daten wichtig:
1397 wird in Kettwig ein Gildehaus erwähnt.(Anm. 10) Das älteste Werdener Stadtrecht vom 25. November 1371 benennt drei Gilden. Die Gilden, nicht zu verwechseln mit den sich im 16. Jhdt. bildenden Zünften, waren keine freien Erwerbsgenossenschaften, zu denen sich Angehörigen gleichen oder ähnlichen Berufs zusammenschlossen. Es waren von der Obrigkeit gebildete Zwangsverbände zum Schutz und zur Förderung gemeinsamer Interessen.
Mitte 15. Jhdt. wird folgende Zusammensetzung der Gilden genannt: (Anm. 11)
Die erste Gilde bildeten die Kaufleute, Weinzapfer, Gewandschneider, Krämer und Färber;
zur zweiten gehörten Bäcker, Mälzer, Schneider und Weber;
die dritte bestand aus Fleischhauern, Gerbern, Schuhmachern, Schmieden, Dachdeckern und all diejenigen, die den Hammer als Werkzeug verwenden und Tuchscherern.
Interessant ist die scharfe Abgrenzung. Ein Gewandschneider durfte kein Tuch scheren, der Schneider durfte im Gegensatz zum Gewandschneider, nur preislich definierte, einfache Gewänder feilbieten. Ein Mälzer war für die Malzaufbereitung als Basis zum Bierbrauen zuständig. Heimbrauen war offensichtlich noch üblich.
Das Einkommen, und davon abhängig die Zahlungsfähigkeit an Abgaben gegenüber der Obrigkeit, scheint bei der Zusammensetzung der drei Gilden das entscheidende Merkmal gewesen zu sein. Zünfte traten erst im 16. Jhdt. auf und ersetzten die Gilden. Sie umfassten nicht mehr alle Gewerbetreibenden der Stadt, sondern nur noch die Angehörigen einer einzelnen Handwerksart.
Für Kettwig ist leider nicht festgehalten, ob es sich bei dem erwähnten Gildehaus um ein Haus handelte, in dem sich Kettwiger Gildenangehörige trafen oder ob das Haus Treffpunkt der Gildenmitglieder aus dem gesamten Territorium der Werdener Abtei war, die in Kettwig Geschäfte abwickeln wollten. Wie auch immer, im 14, Jhdt. gab es bereits viele Handwerker im Bereich der Abtei Werden.
Wenn ein Krug zerbrach, konnte man warten bis der nächste Jahrmarkt im Dorf stattfand. Aber ein Bauer ohne eiserne Pflugschar war in seiner Existenz gefährdet. Das benötigte Rohmaterial für ansässige Handwerker und die erforderlichen Werkzeuge wird man über den Handel ganzjährig bezogen haben. Ein Transportwesen gab es schon früh.
Wir wissen aus anderen Gegenden, dass dörfliche Jahrmärkte überwiegend Waren oder Krämermärkte waren. Die sogenannten Wanderkaufleute bauten ihre schnell zu errichtenden Marktstände auf, die aus ein paar Schragen (ein Gestell aus kreuzweise verbundenen Pfosten oder Latten), einigen Brettern und einer Plane als Regenschutz bestanden.(Anm. 12)
Einen breiten Raum auf einem Jahrmarkt nahm Trödel ein. Alte Kleidung, gebrauchte Möbel und Hausrat wurde verkauft. Reparaturhandwerker waren dem armen Teil der Landbevölkerung willkommen. Kesselflicker, Messer- und Scherenschleifer werden viele Kunden gefunden haben.
In dieser Zeit gab es zahlreiche wasserbetriebene Hammerwerke und Schleifkotten im Bergischen Land. Händler aus dieser Region werden die Straße nach Kettwig und den Ruhrübergang genutzt haben, um ihre Messer, Scheren und Waffen auf dem Jahrmarkt anzubieten.
Seit dem 14. Jhdt. ist belegt, dass im Sauerland die Ursprünge der deutschen Drahtherstellung liegen. Draht und aus Draht gefertigte Endprodukte wie Nadeln, Kettchen, Nägel, Angelhaken, Mausefallen, Vogelkäfige, Fischreusen, Drahtnetze und Drahtsiebe könnten zum Verkauf ausgelegen haben.
Kupferschmiede, Hutmacher, Gewürzhändler, Besenbinder, Töpfer und Seiler werden ihre Produkte angeboten haben, die Landwirtschaft benötigte Geräte wie Sicheln, Forken, Hacken und Spaten. Wer auf Öl, Wachs und Tran oder später auf Kerzen verzichtete, saß schnell im Dunkeln. Eine entsprechende Laterne war natürlich auch erforderlich.
Truhen und einfache, meist mit dem Haus verbundene Möbel, baute anfangs der Zimmermann. Später fertigte der Tischler transportable Möbel. Die Handweber benötigten Webstühle, zum Spinnen bedurfte es eines Spinnrades. Wenn in der Region diese Produkte nicht erhältlich waren (siehe unter Gilden), wird der Jahrmarkt diese Lücke geschlossen haben.
Auch Händler, die Produkte kaufen wollten werden sich auf dem Jahrmarkt eingefunden haben. Die Entwicklung der Landwirtschaft im 14. Jhdt. hatte dazu geführt, dass Überschüsse erwirtschaftet werden konnten. Angebaut wurde Roggen, Weizen, Gerste und Hafer. Wir können uns also vorstellen, dass mit Korn gehandelt wurde. Aufkäufer aus anderen Regionen könnten entsprechende Kontrakte mit Kettwiger Bauern ausgehandelt haben. Die Handweber aus Kettwig werden ihre Tuche angeboten haben.
Auf Jahrmärkten wurden auch Arbeitsstellen vermittelt. Bauernknechte und -mägde waren ab Johanni, Michaeli, dem Martinstag, Allerheiligen, Weihnachten und Ostern auf der Suche nach einem neuen Dienstplatz.(Anm. 13)
Beim ersten Hahnenschrei aufstehen und so lange schuften, bis die Sonne untergeht, damit es gerade einmal so zum Leben reicht – so lässt sich das Leben der Bauern durch Jahrhunderte beschreiben. Da war der Jahrmarkt an insgesamt sieben Tagen eine willkommene Abwechslung. Essen und Trinken waren neben Musik und Tanz die wichtigsten Bestandteile eines jeden Festes.
Bier und Wein werden reichlich geflossen sein. Es mag als Vorläufer unserer Fast-Foot-Buden Garküchen gegeben haben, an Feuerstellen haben sich Besucher und Händler gewärmt.
Gaukler, Marktschreier, Possenreißer und Beutelschneider werden nicht gefehlt haben, um mit allen möglichen Kunststücken und Tricks den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Barbiere und Quacksalber, die angeblich die Krankheiten von Mensch und Vieh heilen konnten werden ihr Unwesen getrieben haben und nicht nur im wörtlichen Sinne „die Menschen zur Ader gelassen haben“. Einen Arzt und eine Apotheke gab es in Kettwig erst im 18. Jhdt. Schon früh gab es allerdings in der Benediktinerabtei Werden heilkundige Mönche. Ordensgründer Benedikt hatte festgelegt, dass es eine wichtige Pflicht aller Mönche sei, den Kranken zu helfen. 1358 wird in Kettwig im Rahmen einer Stiftung ein „Gastes“ genannt. Mittelalterliche „Gasthäuser“ waren Hospize für Arme, Kranke und mittellose Reisende.
Im 15. Jhdt. unterhalten praktisch nur noch Städte und Ortschaften einen Markt, während die dörflichen Märkte selten geworden sind.(Anm. 14) Das kann sich in Kettwig ähnlich entwickelt haben. Nachdem sich immer mehr Handwerker im Dorf angesiedelt hatten, konnten viele Bedarfsartikel im Dorf oder in unmittelbarer Nachbarschaft erworben werden. Das kann dazu geführt haben, dass 1414 bereits nicht mehr der Handel, sondern der Volksfestcharakter im Vordergrund gestanden hat, so dass man den Markt nicht mehr am Allerheiligentag, sondern lieber am Fronleichnamstag, abgehalten hat. Es kann aber auch sein, dass kirchliche Rituale den Wechsel vorgaben.
Nachdem sich von 1500 bis 1618 in den deutschen Ländern die Bevölkerung fast verdoppelt hatte und als seit etwa 1570 die Temperaturen stetig zurückgingen, entstand eine katastrophale Situation für die Menschen im Lande. Aus dem Zeitraum von 1560 bis 1610 sind mehrere Missernten und harte Winter bekannt. Hungersnöte prägten diese Zeit.(Anm. 15)
Wegen Missernten, wirtschaftlicher Not oder Seuchen wird der Jahrmarkt nicht in jedem Jahr stattgefunden haben.
Seit ca. 1720 erzeugte die Familie Scheidt Tuche im Manufakturbetrieb. Auf einen Jahrmarkt waren die Manufakturen nicht angewiesen, das gilt erst recht für die sich ab 1840 entwickelnde Tuchindustrie. Viele der bisher selbständigen Handwerker wurden zu abhängig beschäftigten Arbeitern. Ein Markt für eine nahezu ausschließlich bäuerliche Gesellschaft war nicht mehr erforderlich. Es änderte sich das Kaufverhalten, Kaufläden entstanden.
Wie lange sich genau die Jahrmärkte als Warenmärkte gehalten haben, bevor sie sich zu reinen Vergnügungsmärkten entwickelt haben, ist nicht bekannt. Ebenso wissen wir nicht, wann die Wochenmärkte entstanden sind. Sie müssen sich vor 1866 gebildet haben.(Anm. 16)
Noch 1833 fand der Jahrmarkt Fronleichnam statt.(Anm. 17) 1854 hatte Kettwig einen 2-tägigen Jahrmarkt, am Sonntag den 24.9. und Montag den 25.9.(Anm. 18) Der Jahrmarkt wurde also auf den Herbstanfang gelegt.
Dass man den Kettwiger Jahrmarkt, wenn nicht Krieg und Pestilenz dies unmöglich machte, von Jahr zu Jahr im Dorfe gefeiert hat, steht in der Kettwiger Zeitung vom 5.9.1888. „In diesem Jahre ist nun zum ersten Male der Jahrmarkt außerhalb der Stadt aufgeschlagen“ heißt es weiter in dem Zeitungsartikel. Der neue Platz wird in dem Artikel nicht benannt, es wird sich aber um den früheren Kaiser-Wilhelm-Platz gehandelt haben.
Der Kaiser-Wilhelm-Platz lag unterhalb der Straße „Am Bilstein“, an der Einmündung der Emil-Kemper-Straße in die Ruhrtalstraße. Beim Bau der Eisenbahnstrecke für die „untere Ruhrtalbahn (heute S6) wurde der bis zur früheren Bahnhofstraße (heute Ruhrtalstraße) reichende Berghang 1869/70 teilweise abgetragen, um Material für die Anschüttung des Bahndamms bis zur Eisenbahnbrücke zu gewinnen. Der dadurch entstandene freie Platz wurde auf der östlichen Hälfte zur Bebauung freigegeben (Talstraße 1892, heute: An der Seilerei). Die westliche Hälfte diente bis 1963 als Kirmesplatz. 1965 wurde der Platz bebaut.
In den 1970er Jahren fand die Kettwiger Kirmes noch einige Male auf dem Parkplatz des Schwimmbades „Im Teelbruch“ statt und wurde dann aufgegeben.
21. September 2018 Helmut Wißler
Fußnoten:
1 Buhlmann , Zeitbewusstsein, bezieht sich auf:
LACOMBLET, THEODOR, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd.III: [1301-1400], 1840-1858, Ndr Aalen 1960, NrhUB III 162 (1317 Jul 24);
BUHLMANN, Umlandbeziehungen, S.44ff, dort mit vollständiger Übersetzung der Urkunde auch nach: SCHUNCKEN, Werden, S.116-120.
2 Buhlmann, Essen und Werden im Mittelalter
3 Schluncken
4 Buhlmann , Zeitbewusstsein
5 KiGuS Band 2, Seite 6
6 Haus 404 im Katasterplan von 1821
7 Der Heistershecken liegt, von Kettwig kommend, links an der scharfen Kurve der Meisenburgstraße kurz nach dem Ortsausgangsschild
8 KiGS Band 3, Seite 128 und Chronik Kettwig
9 aus KGS Band 8, Seite 23,24: Körholz führt folgende Quellen an:
Kranz: S. 22 f. Kötzschke: Urbare der Abtei Werden, Bd. II, 1917, S. 208,
und aus Jahn, Essener Geschichte, Seite 66
10 KiGS, Band 8, Seite 46, unter 72/73:
Pf. Arch., Urk. 1460, 31/1: Rosyr Duker verkauft eine Rente aus seinem Gildehaus in Kettwig am Kirchhof gegenüber dem Chor. Hermann im Gildehaus wird 1397 erwähnt, ein gleichnamiger um 1500 (Urbare, II, S. 248, 627, 635 f.).
11 Buhlmann: Konrad Gruter
12 Braudel
13 Braudel, Seite 47
14 Braudel
15 Wikipedia (kleine Eiszeit)
16 Polizeiverordnung
17 aus „Brief 4“, Seite 36, H. Steines an seine Eltern vom 16. Juli 1833, aus Dellmann
18 Kettwig Chronik, bezieht sich auf den „Essen-Werdenscher- Taschenkalender“
Quellen
Biecker, Nelles, Popke
Braudel, Fernand
Brüggemann, Adolf
Buhlmann, Michael
Dickhoff, Erwin
Dellmann, Friedrich
Flothmann Kettwig (Hrsg.)
Gudenoge, W.
KMGF Kettwiger Museums- Chronik Kettwig
und Geschichtsfreunde
HVV Kettwig e.V. (Hsg.)
HVV Kettwig e.V.
Jahn, Robert
Scheidt, Joh. Wilh.
Schuncken, Albert
Soénius, Ulrich S.
Stüwer, Wilhelm (Bearb.)
Voss, Günter
Analyse der historischen Stadtgestalt Kettwig, Universität GH Essen, 1992, Kettwig
Sozialgeschichte des 15. bis 18. Jahrhunderts – Der Handel, Büchergilde Gutenberg, 1986
Geschichte der evangelischen Gemeinde Kettwig, 1910, Flothmann, Kettwig
Werden a. d. Ruhr: Zeit und Zeitbewusstsein in einer mittelalterlichen Grundherrschaft. In: Münster am Hellweg 55, 2002, S. 43–73
auch unter www.michael-buhlmann.de/
Essen und Werden: Zu den Anfängen und zur mittelalterlichen Geschichte zweier geistlicher Gemeinschaften, in: Münster am Hellweg 54, 2001, S. 67–128
auch unter www.michael-buhlmann.de/
Konrad Gruter aus Werden - Technik im späten Mittelalter (= Beiträge zur Geschichte Werdens, H.15), Essen 2014
auch unter www.michael-buhlmann.de/
Die Straßennamen der früheren Stadt Kettwig, in Dokumentarreihe der Stadt Essen, Heft 14, Stand vom 1.1.1975
Briefe der nach Amerika ausgewanderten Familie Steines, Nachdruck 2014, Dogma Verlag, Bremen
Kettwig in Geschichte und Sage, Band 2, 1926
alle bei F. Flothmann GmbH Band 3, 1935
Kettwig und Essen Band 8, 1949
Local-Polizei-Verordnungen und Ortsstatuarische Bestimmungen für die Stadt- und Landbürgermeisterei Kettwig a. d. Ruhr, 1889, Küpper´sche Buchdruckerei, Rheinberg, HVV-Archiv K24/2-17,
Marktordnung vom 7. April 1866
Chronik Kettwig
Baudenkmäler in Kettwig, Band 1, 1983, Kettwig
Tafeln „Historischer Pfad“
Essener Geschichte, 1957, Baedeker, Essen
Wie die Firma Scheidt aus der Kettwiger Tuchmacherzunft herauswuchs, 1926, Flothmann, Kettwig
Geschichte der Reichsabtei Werden an der Ruhr. Köln-Neuss 1865, Nachdruck Hansebooks
Wirtschaftsbürgertum im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Familie Scheidt in Kettwig 1848-1925, Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Band 40, 2000, Köln
Die Reichsabtei Werden an der Ruhr (= Germania Sacra Neue Folge 12, Erzbistum Köln 3). Berlin-New York 1980
Kettwig deine Straßen, 2007, Eigenverlag, Kettwig